Visionstag in Litzelstetten

„Schön, dass Sie uns zugehört haben!“

Mit diesem Satz lässt sich der Visionstag vom 12. November 2022 trefflich überschreiben. Die Konstanzer Bodanrückgemeinden hatten zu diesem Tag in die Seeblickhalle nach Litzelstetten eingeladen. „Schön, dass Sie uns zugehört haben“ war die Hauptaussage der Gäste, die zahlreich zum Visionstag gekommen sind und sich eingebracht haben. Rund 90 Menschen, Jung und Alt, sind der Einladung der Katholischen Kirchengemeinde Konstanzer Bodanrückgemeinden gefolgt und haben sich aktiv am Visionstag beteiligt. Es war deutlich spürbar, dass sich die Menschen über die Einladung gefreut haben. Die Anwesenden nutzten die Gelegenheit, sich zu äußern und ihre Gedanken und Ideen einzubringen, oder auch, um von ihrer Enttäuschung über die Kirche zu sprechen. Sätze wie „Schön, dass Sie uns zugehört haben!“ sind Mut machende Äußerungen, die motivieren, in der Kirche immer wieder den Raum zur Beteiligung, zum Mitdenken und zur Partizipation zu öffnen.

Die Gemeinde freut sich über die zahlreichen positiven Rückmeldungen, denn genau das war die Intention, von möglichst vielen unterschiedlichen Menschen zu hören, wie wir Kirche sein wollen auf dem Bodanrück. Durch das Wir kann eine gemeinsam geteilte Vision entstehen, die Grundlage für unser Handeln und Wirken in der Kirchengemeinde ist.

„Eine gemeinsam geteilte Vision ergreift die Menschen und gibt ihnen Energie. Sie ermutigt dazu, die Initiative zu ergreifen, um gemeinsame Ziele zu erreichen“, sagte Pfarrer Armin Nagel. Seine Erfahrung rührt von einer Kundschafter-Reise auf die Philippinen her, die er vor vier Jahren gemeinsam mit der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Regina Münch und Stefan Weinschenk vom Gemeindeteam St. Verena gemacht hat. „Die geteilte Version öffnet den Horizont, damit sich Anderes (oder Neues) entwickeln kann. Die Vision soll Auskunft geben von den Sorgen, Bedürfnissen, Freuden und Hoffnungen der Menschen“.

Mit dem Visionstag am 12. November wurde ein erster wichtiger Schritt zur Entdeckung der geteilten Vision gegangen. „Es geht im Wesentlichen darum, gemeinsam mit möglichst vielen den Weg zu entdecken, den Gott uns heute in unserer Kirchengemeinde führen will. Und wir sind davon überzeugt, dass diese Vision schon verborgen da ist und dass es darum geht, sie sichtbar zu machen“ führt Regina Münch an.

„Ich habe mich sehr willkommen gefühlt und fand die Gastfreundschaft der Bodanrückgemeinden phänomenal. Sogar die Kaffeetassen waren vorgewärmt“ schwärmte Dorothea Maier-Zepf aus Litzelstetten. Yvonne Gleich aus Litzelstetten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Christoph Feifel und den freundlichen Helfern vom Deutschen Roten Kreuz für die tatkräftige Unterstützung im Service. Auch den Jugendleiter*innen der KJG Maria Hilf – St. Georg sei an dieser Stelle herzlich für das tolle und abwechslungsreiche Kinderbetreuungsprogramm gedankt. Elke Müller aus Singelsdorf meinte, dass sie sich nicht vorstellen konnte, was man einen ganzen Nachmittag miteinander arbeiten könne. „Die Zeit verging wie im Flug und mir war keine Minute langweilig“, befand sie im Nachgang. „Wir sind nur aus Neugierde da“ berichteten zwei ältere Damen zu Beginn der Veranstaltung.

Pünktlich um 13:30 Uhr haben sich gut 90 Menschen Jung und Alt vor der Seeblickhalle in Litzelstetten eingefunden und wurden bei Punsch, Kaffee und Kuchen willkommen geheißen. Nach der Begrüßung durch die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Regina Münch und Pfarrer Armin Nagel schloss sich ein Eröffnungsimpuls unter Begleitung der Pfarrgemeinderäte mit Worten aus der Bergpredigt an. Geleitet von den Bildern der Bibelstelle wurde der Nachmittag begonnen mit den Fragen: Wo sollte Salz helfen, das Förderliche im Gemeindeleben zu bewahren. Wo braucht es etwas Neues, um eine einladende und anziehende Kirche für viele zu sein? Wo muss Salz in Wunden gestreut werden? Was muss auf den Leuchter gehoben werden? Wo sollte sich Kirche einbringen und im Ort sichtbar sein? Was hat der Ort – die Nachbarschaft – davon, dass es uns gibt? Und was wünschen wir voneinander?

In Tischgruppen wurde intensiv, kontrovers und hoch engagiert zu diesen Fragestellungen gearbeitet. Den beiden Moderatoren Andrea Braun-Henle, Mitglied der Diözesanen AG Kirchenentwicklung und Karl Seiler, Leiter der Diözesanstelle Bodensee-Hohenzollern,  gelang es, die jeweils fünf konkreten bzw. grundsätzlichen Dinge der Arbeitsgruppen festzuhalten, die anschließend sortiert und vom Plenum priorisiert wurden. Die Mehrheit der Anwesenden sieht folgende Schwerpunkte, die handlungsleitend sein sollen:

  • Förderung und Stärkung von kreativen und freien Gottesdienstformen die zeitgemäß, offen, einladend sowie generations- und konfessionsübergreifend sind und an denen sich die Gemeinde beteiligen kann.
  • Investition in die Jugend.
  • Schaffung von Orten der Spiritualität und Begegnung, die Verbindung und Gemeinschaft mit Gott und anderen Menschen ermöglichen.
 

Darüber hinaus soll die Kirchengemeinde mehr sichtbar im Ort sein, rein ins Leben und raus aus der Kirche gehen, um vielfältig sozial und caritativ tätig zu sein.

Die Kirchengemeinde hat auch viel Lob bekommen. „Ihr seid auf einem guten Weg“. „Es läuft doch schon ganz viel“. Das ist ein Fundament, auf dem aufgebaut werden kann. Nun geht es darum, genauer hinzuschauen. Der Auftrag an uns alle ist deutlich „geht hinaus in die Welt, seid kreativ und mutig“ Findet verschiedene Formen der Spiritualität und vor allen Dingen „Investiert in die Jugend“.

Auch konkrete, schon jetzt „niederhängende Früchte“ sollen umgesetzt werden wie niederschwellige Angebote mit Austausch, Frühschoppen sowie „Theologie an der Bar“ in der Garage von Pfarrer Nagel.

Nun geht es darum, sich nicht nur gegenseitig zuzuhören, sondern das Gehörte gemeinsam in Taten umzusetzen.

Von Matthias Ehret