Vergebung ist eine Grunddimension von Kirche. Nicht zuletzt deshalb gibt es in der Kirche ein eigenes Sakrament dazu. Zunächst galt die Taufe als entscheidendes und einziges Sakrament der Versöhnung (vgl. das große Credo: Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden). Doch bald zeigte sich, dass Christen natürlich auch nach ihrer Taufe immer wieder der Vergebung bedürfen. So bildete sich ein differenziertes kirchliches Bußverfahren heraus, welches in der Geschichte viele Veränderungen erfahren hat. Im antiken Christentum war die kirchliche Dimension von Sünde und Vergebung sehr viel sichtbarer als heute. Damals führten gravierende Vergehen wie Mord, Ehebruch und Glaubensabfall zum Ausschluss aus der Gemeinde und zur Versetzung in den sogenannten Büßerstand. Versöhnung bedeutete sowohl die Zusage von Gottes Vergebung als auch die feierliche Wiedereingliederung in die Kirche. Mit der Zeit rückte diese öffentliche Dimension in den Hintergrund. Der kirchliche Umgang mit Sünde und Vergebung wurde individueller und innerlicher. Das Bekenntnis wurde diskret vor dem Priester und nicht mehr öffentlich vor der Gemeinde abgelegt. Bußwerke konnten auf rein geistlicher Ebene verrichtet werden. Heute finden sich nicht nur in den verschiedenen christlichen Konfessionen, sondern auch innerhalb der katholischen Kirche viele unterschiedliche Formen, Versöhnung zu feiern.