Lebendige Gemeinde

Wege erwachsenen Glaubens

(WeG) St. Verena in Dettingen

WeG steht für „Wege erwachsenen Glaubens“. Es gibt viele Wege: Gehwege, Fahrradwege, Wanderwege, Lebenswege, Glaubenswege, Irrwege u.v.a. Allen ist gemeinsam, dass Menschen unterwegs sind. „Die beiden gehen miteinander“ sagt man über Verliebte. „Mit einander gehen“ kann auch bedeuten, ein Stück eines Weges miteinander zu gehen, übertragen auch einen Zeitabschnitt des Lebens, beispielsweise im Urlaub mit Freundinnen oder Freunden, bei der Arbeit mit Kolleginnen oder Kollegen. Auch in der Bibel wird davon berichtet, dass Menschen miteinander unterwegs waren. Denken wir an die Emmaus-Jünger. Bei unseren WeG-Kleingruppentreffen sind wir in den vergangenen Jahren regelmäßig „miteinander gegangen“. Leben teilen, Bibel teilen, gemeinsames Gebet, Zeiten der Stille und geistliche Lieder waren die wesentlichen Elemente unserer Treffen. Beim Leben teilen haben wir uns darüber ausgetauscht, was uns seit dem vorherigen Treffen bewegt hat, was uns Freude bereitet oder belastet hat. Über Gelingen und Scheitern, auch über offene Fragen, die uns beschäftigten. Wofür waren wir Gott dankbar? Wo hatten wir Zweifel, haben wir gehadert? Wo haben wir uns Gott nahe gefühlt oder Trost gefunden? All diese Fragen begleiteten uns dabei. Das gegenseitige Vertrauen, dass das Gesagte nicht nach außen getragen wird, war uns sehr wichtig.

Bibel teilen – was bedeutet das? Noch vor 13 Jahren war mir dies völlig fremd, da ich mich nicht in kirchlichen Kreisen bewegte. Es bedeutet jedenfalls nicht, eine theologische Auseinandersetzung im Sinne einer wissenschaftlich-kritischen Betrachtung, sondern es geht um Begegnung mit Gott. Wo spricht Gott uns an? Begleitet von dem Buch „Nachfolge – Gottes Reich wächst! Impulse zum Lukas-Evangelium und zur Apostelgeschichte“ von Leo Tanner haben wir nacheinander Kapitel aus dem Lukasevangelium gelesen. Wir haben uns darüber ausgetauscht, was uns anspricht, aber auch darüber, woran wir uns stoßen. Wo finden wir uns in dem Geschehen wieder? Wie hat sich Jesus verhalten? Wie waren die Reaktionen der Menschen? Kennen wir Ähnliches aus unserem Leben?

„Wir haben sehr unterschiedliche Lebenswege hinter uns, befinden uns in unterschiedlichen Lebenssituationen, haben unterschiedliche Erfahrungen im Leben gemacht. Das schafft Vielfalt. Das bereichert uns.“

Das gemeinsame Gebet füreinander wie auch für andere außerhalb der Gruppe, war für uns ebenso wichtig wie Zeiten der Stille und die Musik. Das gemeinsame Gebet bestärkt uns und lässt uns Nähe erfahren. In Stille innezuhalten, die Augen schließen und den vergangenen Tag betrachten, was gut und was schlecht war, ohne dies zu bewerten, half uns oft, zur Ruhe zu kommen und den Tag hinter uns zu lassen. In unserer Gruppe sind wir nicht nur altersmäßig sehr unterschiedlich. Wir haben sehr unterschiedliche Lebenswege hinter uns, befinden uns in unterschiedlichen Lebenssituationen, haben unterschiedliche Erfahrungen im Leben gemacht. Das schafft Vielfalt. Das bereichert uns. Zu hören, wie der/die andere denkt, erschließt neue Horizonte, schafft auch mehr Verständnis füreinander. Dazu gehört auch, das stehen zu lassen, was der/die andere sagt. Dies ist nicht immer leicht, gerade wenn es eigenen Überzeugungen widerspricht. Jesus hat gesagt, wir sollen einander lieben, wie er uns geliebt hat. Für uns bedeutet dies, uns gegenseitig anzunehmen, wie wir sind, mit all unseren Unterschieden.

Oliver Waidner